Vorwort

Geschlecht bildet einen Teil der Identität, genauso wie z. B. die sexuelle Orientierung. Bei der Transition geht es um die Behebung der Geschlechtsinkongruenz. Eine Geschlechtsinkongruenz bedeutet, dass das innere Geschlecht nicht mit dem äußeren Geschlecht übereinstimmt. Die Erkenntnis über die eigene Identität, insbesondere über das eigene Geschlecht ist für viele selbstverständlich und konfliktfrei. Menschen mit einer Geschlechtsinkongruenz (trans* und inter*) bewältigen oft langwierige Krisen mit erheblichen Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit. Je älter die Person wird, ohne dass ihre geschlechtliche Eigenwahrnehmung anerkannt wird, desto mehr gesundheitliche Folgeschäden können erwartet werden.

Die körperlichen und sozialen Merkmale des äußeren Geschlechts stoßen auf Ablehnung durch die betroffene Person. Je älter die Person wird, desto erheblicher wird der Leidensdruck, der für Außenstehende kaum nachvollziehbar ist. Die betroffenen Personen entwickeln einen hohen Erwartungsdruck an ihre geschlechtsangleichende Operation als die Beendigung all ihrer Leiden. Der Weg zu geschlechtsangleichenden Operationen ist lang und wird Transition genannt.

Doch wie macht sich eine Geschlechtsinkongruenz bemerkbar? Die eigene geschlechtliche Selbstwahrnehmung wird schon im Kindesalter altersgerecht hinterfragt. Das berichten sehr häufig Eltern von trans* Kindern. Die entscheidende Frage, wann sich eine Geschlechtsinkongruenz bemerkbar macht, ist die Frage nach dem Beginn des Outingprozesses. Dieser Zeitpunkt ist in jedem Alter möglich. Wann der Prozess des Outings beginnt, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt in einem erheblichen Maße vom familiären und sozialen Umfeld ab und in welcher Weise helfende und orientierende Informationen an die betroffene Person gelangen. 


Auswirkungen auf die Psyche

Ungeoutete oder nicht akzeptierte trans* Personen stehen unter einen sehr hohen psychischen und emotionalen Druck, der sich mit zunehmendem Alter verstärkt. Die Folge sind psychische Erkrankungen, beispielsweise Depressionserkrankungen, Suchterkrankungen, Angststörungen und suizidale Gedanken. Wenn eine psychologische Behandlung erfolgt, muss die geschlechtliche Selbstwahrnehmung durch die behandelnden Ärzte unbedingt wahr- und ernst genommen werden. 

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