Erstes Probieren

Für viele trans* besteht der Wunsch, dem eigenen Geschlecht entsprechend behandelt zu werden, schon Jahre, bei manchen sogar eine ganze Lebenszeit lang, bevor sie den Schritt zum Coming-out wagen. 

Ungeduld und Frustration, die sich aufgestaut haben, sollen sich endlich sofort und unverzüglich lösen. Eine Transition ist kein schneller oder einfacher Weg und zudem ist sie nicht jeder trans* Person in jedem Ausmaß möglich. 

Die Entscheidung und die Umsetzung braucht Zeit. Es empfiehlt sich eine sog. Teilzeitlösung auszuprobieren, die das Ausleben der geschlechtlichen Selbstwahrnehmung im engeren Kreis bzw. in der Freizeit, möglicherweise auch schon im Kollegenkreis, ohne medizinische Eingriffe, umfasst. 

Diese Teilzeitlösung ermöglicht, dass sich das trans* Sein nicht nur über den Leidensdruck durch das Leben in der falschen Geschlechtsidentität (Geschlechtsdisphorie) definiert, sondern vor allem über Erleichterung und Freude, die empfunden wird, wenn eine trans* Person in ihrem eigentlichen selbst wahrgenommenen Geschlecht lebt und gesehen wird (Geschlechtseuphorie). Mit der ersten Möglichkeit einer Teilzeitlösung, man kann auch von einer begrenzten sozialen Geschlechtsangleichung sprechen, wird diese Euphorie durch eine neue, positive Selbstwahrnehmung und Resonanz von außen bekräftigt, so dass die trans* Person gestärkt und selbstbewusst ihren weiteren Weg beschreiten kann. Outings und Gespräche darüber werden so im weiteren Verwandten- und Bekanntschaftskreis erleichtert.

Wichtig ist, dass eine Transidentität nicht erst durch angleichende medizinische Eingriffe vervollständigt wird. Jede trans* Person ist so, wie sie ist, genug und sollte unabhängig vom medizinischen Status in ihrer Geschlechtsidentität respektiert werden! Selbstverständlich muss es trotzdem jeder Person selbst überlassen sein, welche Eingriffe sie durchführen lassen möchte, um sich in ihrem Körper wohlzufühlen.

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